„Klima-Chaoten legen den Verkehr lahm…“

Veröffentlicht am 15.08.2022 in Kommunalpolitik

…lautet die Titelschlagzeile der BILD Ausgabe vom 15. August.

 

 

Ich möchte die „Klima-Chaoten“ nicht verteidigen. Die Störaktionen mancher selbsternannter Klima-Aktivisten treffen meist die Falschen und bewirken nichts als eine aggressive Aufladung des Themas. Aber eines sind diese Aktivisten nicht: Klima-Chaoten. Die wahren Klima-Chaoten sind die, die sich nicht ums Klima kümmern, die den Klimawandel leugnen, die die Energiewende als „Ideologie“ abtun. Die wahren Klima-Chaoten legen nicht den Verkehr lahm, sie führen die ganze Welt in eine Sackgasse.

Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Die Energiewende beginnt im Kopf. Ich war bis vor wenigen Jahren ein typischer „Homo Automobilis“ – ein Mensch, der sich ein Leben ohne Auto nicht vorstellen konnte. Seit 45 Jahren fahre ich Auto. Und zwar jeden Meter! Für lächerlich kurze Strecken musste das Auto herhalten. Auch wenn die Parkplatzsuche länger dauerte, als die eigentliche Fahrt, wäre ich nie auf die Idee gekommen, den Bus oder die Stadtbahn oder das Rad zu nehmen. Die fünf Kilometer ins Fitness-Studio – natürlich mit dem Auto, was sonst? Und die letzte Meile dann mit dem Aufzug. Zu Fuß gehen? Soweit kommts noch.

Die Energie- oder Mobilitätswende beginnt im Kopf: Eine Fitness Uhr brachte die Wende. Wir haben in der Familie alle einfache Fitness-Uhren, mit denen wir Challenges machen können. Das sind kleine Wettbewerbe. Wer hat am Ende der Woche die meisten Schritte gesammelt? Wer hat die meisten Kilometer mit dem Rad zurückgelegt, wer hat die meisten Höhenmeter gemacht. Nur ein paar Wochen reichten, das Gehen wieder zu entdecken. Nicht zum Wandern oder aus sportlichen Gründen, sondern im Alltag. Einkaufen, kleine Erledigungen, Besuche, dienstliche Strecken – plötzlich macht es Spaß, diese Wege zu Fuß oder mit dem Rad oder dem ÖPNV zurückzulegen. In den letzten zwei Jahren wurde der Radius aus eigener Kraft zurückgelegter Kilometer immer größer, das Auto steht oft tagelang still. Selbst ein Leben ohne eigenes Auto scheint plötzlich denkbar. Nebenbei ist diese persönliche Mobilitätswende gesund und entschleunigend.    

Für die SPD-Fraktion

Achim Dürr