„Klima-Chaoten legen den Verkehr lahm…“

Veröffentlicht am 22.08.2022 in AG 60plus

…lautete die Titelschlagzeile der BILD Ausgabe vom 15. August.

Es geht nicht darum die „Klima-Chaoten“ zu verteidigen. Die Störaktionen mancher selbsternannter Klima-Aktivisten treffen meist die Falschen und bewirken nichts als eine aggressive Aufladung des Themas. Aber eines sind diese Aktivisten nicht: Klima-Chaoten. Die wahren Klima-Chaoten sind die, die sich nicht ums Klima kümmern, die den Klimawandel leugnen, die die Energiewende als „Ideologie“ abtun. Die wahren Klima-Chaoten legen nicht den Verkehr lahm, sie führen die ganze Welt in eine Sackgasse.

Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Die Energiewende beginnt im Kopf. Viele von uns sind ein typischer „Homo Automobilis“ – ein Mensch, der sich ein Leben ohne Auto nicht vorstellen kann. Fahren nur Auto. Und zwar jeden Meter! Für lächerlich kurze Strecken muss das Auto herhalten. Auch wenn die Parkplatzsuche länger dauert, als die eigentliche Fahrt, kommt der „Homo Automobilis“ nicht auf die Idee, den Bus oder die Stadtbahn oder das Rad zu nehmen. Die fünf Kilometer ins Fitness-Studio – natürlich mit dem Auto, was sonst? Und die letzte Meile dann mit dem Aufzug. Zu Fuß gehen? Soweit kommts noch.

Die Energie- oder Mobilitätswende beginnt im Kopf: Bereits im Jahr 2017 hat die Stadt Remseck sich des Themas angenommen. Beginnend mit Bürgerbeteiligung und einem Gutachten mit allen relevanten Details und einem Maßnahmenkatalog.  Inzwischen wurde das Stadtbussystem optimiert, es gibt gesicherte Fahrradabstellplätze an den Haltestellen. Seit 2021 besteht ein Runder Tisch Fuß- und Radverkehr in Remseck und vieles mehr. Aber dies allein genügt nicht. Das Umdenken beginnt im Kopf, es sollte zur Herausforderung werden, das Auto stehen zu lassen: Wer hat am Ende der Woche die meisten Schritte gesammelt? Wer hat die meisten Kilometer mit dem Rad zurückgelegt, wer hat die meisten Höhenmeter gemacht. Nur ein paar Wochen reichen, das Gehen wieder zu entdecken. Nicht zum Wandern oder aus sportlichen Gründen, sondern im Alltag. Einkaufen, kleine Erledigungen, Besuche, dienstliche Strecken – plötzlich macht es Spaß, diese Wege zu Fuß oder mit dem Rad oder dem ÖPNV zurückzulegen. Und irgendwann steht das Auto tagelang still. Selbst ein Leben ohne eigenes Auto scheint plötzlich denkbar. Nebenbei ist diese persönliche Mobilitätswende gesund und entschleunigend.    

Für die SPD-Fraktion

Achim Dürr