Verständigung beim Ausbau des ÖPNV

Veröffentlicht am 05.11.2018 in Kommunalpolitik

– ein entschiedenes „Sowohl als auch“?


 

Wie man in den verschiedenen Presseorgangen lesen konnte, hat das kürzliche Treffen der Verwaltungsspitzen sämtlicher betroffenen öffentlichen Körperschaften beim Verkehrsministerium zu einem für tragfähig erklärten Kompromiss geführt. Dieser sieht eine Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Ludwigsburg und Markgröningen sowie eine Niederflurstadtbahn vor, die von Ludwigsburg nach Pattonville geführt werden soll. Darüber hinaus soll ein BRT-System aufgebaut werden, das – so die Verlautbarungen in der Presse – von Ludwigsburg bis zur Endhaltestelle der Stadtbahn nach Neckargröningen geführt werden soll. Schließlich soll – so wiederum die Mitteilungen in der Presse – die Stadtbahnlinie 14 über die Haltestelle „Hornbach“ nach Pattonville geführt  werden. Das BRT-System soll dabei in Ludwigsburg als Vorlaufbetrieb für die innerstädtischen Stadtbahnlinien der Niederflurstadtbahn geführt werden.

Wer die Diskussion um den Ausbau des ÖPNV durch eine über Ludwigsburg geführte Schienenverbindung zwischen Remseck und Markgröningen verfolgt hat, der kann sich der Erkenntnis nicht verschließen, dass diesem Verständigung genannten Kompromiss der Gedanke zugrunde liegt, dass alle zufrieden sein müssen, wenn in dem Kompromisspapier jeder erhält, was er will. Man ist versucht, von einem entschiedenen „Sowohl als auch“ zu sprechen.

Da der in Rede stehende Ausbau des ÖPNV nur gelingen kann, wenn alle beteiligten öffentlichen Körperschaften zustimmen, ist dieser Leitgedanke zugegebenermaßen naheliegend. Und: Weil dieser Ausbau auch nach unserer Auffassung dringend erforderlich ist, soll der Kompromiss gar nicht grundsätzlich kritisiert werden, denn eine den öffentlichen Personennahverkehr erweiternde Lösung ist in jedem Fall besser, als gar kein Ausbau. Unter diesem Aspekt erkennen wir auch an, dass die Verwaltungsspitze die Remsecker Interessen zäh verteidigt hat.

Dennoch sehen wir keinen wirklichen Anlass zum Feiern. Denn es müssen nicht immer die Details sein, in denen ein Teufel stecken kann. Legt man die Presseveröffentlichungen zugrunde, dann werden wir nämlich in Pattonville künftig zwei Endhaltestellen zweier nicht kompatibler Schienentransportmittel haben. Wo diese Endhaltestellen liegen und in welchem räumlichen Verhältnis sie zueinander stehen sollen, ist ebenso unklar, wie die Frage, welche Auswirkungen es auf die Benutzerfrequenz haben wird, dass für die Fahrt nach Ludwigsburg ein Umsteigen in Pattonville erforderlich sein wird. Ebenso ist völlig offen, wie eine BRT-Verbindung von Ludwigsburg nach Neckargröningen geführt werden soll. Klar sollte allerdings sein, dass eine rapide Busverbindung zwischen Ludwigsburg und Neckargröningen eine eigene Trasse erfordert – jedenfalls dann, wenn das Schnellbussystem verlässlich eine schnelle Beförderung der Benutzer sicherstellen soll. Auch ist bisher keineswegs klar, wie die Niederflurbahn und das BRT-System in Ludwigsburg verlaufen sollen und, ob es zu einer Durchbindung der Stadtbahn nach Markgröningen kommen wird. Es bleibt also spannend, zumal die gefundene Verständigung eben nur umgesetzt werden kann, wenn die gewählten Gremien der Beteiligten zustimmen. Wir sehen der Diskussion der Entwicklung im Gemeinderat entgegen und werden die Bemühungen um den Ausbau des ÖPNV auch weiterhin konstruktiv, aber nicht unkritisch, begleiten.

Heinz Layher

Fraktionsvorsitzender